Frau schaut Mann an und unterliegt Liebessucht
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Liebessucht – Wenn Liebe nicht mehr freiwillig ist

von Helena Papadakis , 15. Februar 2018

Kann so etwas Schönes wie die Liebe zu einer Manie werden und vollkommen Besitz von uns ergreifen – gar zur Liebessucht werden? Wie fühlt es sich an, wenn jede Entscheidung, jeder Gedanke, absolut jede einzelne Sekunde davon abhängt, was ein anderer Mensch sagt oder tut? Wann wird unser Gefühl zu lieben ungesund, wie erkennt man Besessenheit und wie kann man die Phase überwinden? Unsere Diplom-Psychologin Lisa Fischbach gibt Antworten.

Inhaltsverzeichnis:

Liebessucht: Die Schattenseiten der Liebe

Die Liebe ist auf gewisse Weise unantastbar. Auf jeden Fall ist sie meist aller Kritik gegenüber erhaben, im Übermaß schlecht zu sein. Die einhellige Meinung ist doch eher, dass unsere Gesellschaft an einem Mangel an echter Liebe leidet und viele nicht mehr bereit sind, sich für die Liebe intensiv einzusetzen oder für sie zu kämpfen, um die Liebe zu retten. Doch auch im Zuviel kann ein Problem wurzeln, das zur sogenannten Liebessucht erwachsen kann. Schließlich macht bei allem die Dosis das Gift. Eins ist gewiss: Wenn Liebe zur Qual wird, dann stimmt etwas nicht. Doch wie erkennt man die Besessenheit von der Liebe? Süchtige Liebe maskiert sich mit vielen Gesichtern: Hörigkeit, ungesunde Aufopferungsbereitschaft, hoffnungsloses Verliebtsein über einen unangemessenen Zeitraum, Co-Abhängigkeit, Vergöttern eines unnahbaren Mannes oder einer Frau bis hin zur Sexsucht.

Obsessive Liebe ist keine Frage von Schuld

Eins vorweg: An der Entstehung der Liebessucht trägt der Betroffene keine Schuld im Sinne einer negativen Bewertung. Eine unglückliche Beziehung ist nicht auf „Liebesversagen“ zurückzuführen, sondern aufgrund stark ausgeprägter Einflüsse von neurotischen Mustern. Meist liegen die Ursachen für obsessive Liebe in der Kindheit, in traumatischen Erfahrungen, negativen Beziehungserfahrungen, destruktiven Beziehungsvorbildern. Das gestörte Beziehungsverhalten manifestiert sich jedoch erst im Erwachsenenalter und wird mit den ersten Liebesbeziehungen sichtbar.

Ein kurzes Beispiel für Liebessucht: Auch Sabine, 45 Jahre, eine Klientin, die ich vor 3 Jahren in meiner Praxis kennenlernte (Name, Alter und Beruf sind verändert) dachte sich bis vor Kurzem, dass sie eigentlich nur eine äußerst emotionale Frau sei und zur leidenschaftlichen Liebe berufen. Einen gewissen Hang zur Dramatik gestand sie sich ein, doch ihre Liebesexperimente hielt sie für normal.

Wie man die Besessenheit erkennt: Die Grafik-Designerin hatte bisher erfolgreich Single-Phasen vermieden, so schien ihr das Alleinsein unerträglich und nagte drastisch an ihrem Selbstwert. In einer ihrer letzten Partnerschaften hatte sie die Angst sich zu verlieben und die Verlustangst mit übermäßig ausgefallenem Sex zu mindern versucht – ein typisches Verhalten bei Liebessucht, jedoch meist erfolglos. Sie war immer wieder regelrecht besessen von ihm. Nach fünfeinhalb Jahren in einer unglücklichen Affäre mit einem vergebenen Mann und gefühlt 20 nicht eingelösten Versprechen seinerseits, sich von seiner Frau zu trennen, hatte sie einen Nervenzusammenbruch und suizidale Gedanken. Das war der Zeitpunkt, sich einzugestehen, dass an ihrer Art zu lieben, etwas nicht stimmen könne und dass sie ihre Liebessucht überwinden sollte. Ein einfühlsames Gespräch mit ihrem Internisten hatte den Stein ins Rollen gebracht und diese Erkenntnis ermöglicht. Der Wendepunkt in ihrem (Liebes-)leben.

Was genau ist Liebessucht und wie erkennt man sie?

Die folgenden Symptome können ein Zeichen dafür sein:

  • Wie man Besessenheit erkennt: Die Partnerschaft wird zum alles überschattenden Lebensinhalt, unabhängig davon, wie befriedigend sie tatsächlich ist. Permanent kreisen die Gedanken der betroffenen Person um den Partner oder das Objekt der Begierde. Die Gedanken können so gut wie nicht mehr gestoppt werden und die Liebessucht treibt den Betroffenen dazu, einen immer höheren emotionalen Einsatz zu investieren.
  • Absolutheit: Was der andere denkt, sagt und tut wird zum alleinigen Maßstab. Der von obsessiver Liebe Betroffene orientiert sich ausschließlich am Partner, er passt Aussehen, Gewohnheiten, Meinungen an seine an – ohne irgendetwas davon zu hinterfragen. Er lebt von und für die Liebe des anderen, dem er sich völlig unterwirft.
  • Alleinsein wird zur Bedrohung: Liebessucht erkennt man auch daran, dass die betroffenen Personen im Glauben leben, ohne den Partner oder Geliebten nicht existieren zu können. Daraus erwächst die Sehnsucht, jede Stunde mit dem anderen verbringen zu wollen und Trennungen zu vermeiden. Unangemessenes Klammern ist die Regel.
  • Verlustängste: Aus der ständigen Angst, verlassen zu werden, resultiert eine übersteigerte Eifersucht. Fehlendes Vertrauen wird durch massive Kontrolle kompensiert. Aus Sorge, andere könnten die Liebe streitig machen, werden alle anderen Kontakte des Partners von der an Liebessucht leidenden Person als feindselig betrachtet.
  • Fehlendes Selbstwertgefühl: Der Partner oder Angehimmelte ersetzt das eigene, gering ausgeprägte Selbstwertgefühl. Die Überzeugung, dass der andere alles ist und man selber wertlos, verfestigt sich. Somit hat die geliebte Person die Funktion, dem Liebessüchtigen eine Identität zu geben. Er wird zum Lebensretter, der einen Sinn im Leben gibt. So wird eine Frau regelrecht von ihm eingenommen und emotional abhängig oder auch umgekehrt ein Mann auch von einer Frau – kein Geschlecht ist mehr oder weniger zur Liebessucht bestimmt.
  • Selbstschädigung: Beziehungen werden nicht verlassen, obwohl über lange Zeit deutlich geworden ist, dass sie der von obsessiver Liebe betroffenen Person schadet. Jedoch ist diese nicht in der Lage, sich zu trennen. Als Geliebte lässt man sich über Jahre vertrösten, deutet Rückschläge irgendwie immer positiv und nährt sich vom Prinzip Hoffnung. Dabei werden Symptome wie Depressionen, Gewichtsverlust, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen ignoriert. Auch an solchen Phasen kann man feststellen, dass man besessen von einem Mann oder einer Frau ist. Zudem wird häufig der berufliche Bereich vernachlässigt, da alle Kraft in die vermeintliche Liebe fließt. Durch die Fixierung auf diesen Menschen werden andere Kontakte vernachlässigt. Zu Freunden oder Bekannten, die sich besorgt oder kritisch äußern, wird der Kontakt abgebrochen.

Macht Liebessucht regelrecht blind vor Liebe?

Für die Betroffenen fühlt sich die Liebe echt und selbstverständlich an – schließlich gestehen sie sich ihre obsessive Liebe zunächst nicht ein. Sie sind nur zu besonderer Leidenschaft und Aufopferungsbereitschaft in der Lage. Oft macht die eigene Überzeugung, wahrhaftig lieben zu können, immun gegen Kritik und führt sogar zu Überlegenheitsgefühlen. Anders Liebende werden als durchschnittlich Liebende auf Distanz gehalten. Wann Liebessucht anfängt, ist vom Grad des selbstschädigenden Verhaltens abhängig. Die Trennung zwischen echter Liebe und Liebessucht ist nicht einfach. Schließlich besteht ein Kontinuum zwischen der innigen Liebe bis hin zur totalen Selbstaufgabe.

Die romantische Liebe als Leitbild wird heutzutage nicht selten so verstanden, für den anderen alles zu tun. Aussagen wie „Er ist mein Ein und Alles“ bringen es auf den Punkt. Doch eine gesunde und glückliche Beziehung sollte aus einem ausgewogenen Verhältnis von Geben und Nehmen bestehen. Daher sollte man ernsthaft versuchen Liebessucht zu bekämpfen. Und vor allem: Jeder Partner sollte seine Identität nicht vom anderen abhängig machen, er sollte als Person unabhängig bleiben, sich auf eine Partnerschaft einlassen können, ohne sich zu verlieren und aufzugeben. Eine reife Liebe und Beziehung ist von Vertrauen geprägt, gegenseitigem Respekt, der Fähigkeit, den Partner in seiner Entwicklung zu unterstützen und ein gemeinsames Wir zu entwickeln. Zu wissen, wie man Besessenheit erkennen kann, ist daher sehr wichtig, um der Sucht entgegenwirken zu können.

Fazit: Liebessucht überwinden – so geht es!

Solange von Liebessucht Betroffene von der Richtigkeit ihres Handels überzeugt sind, können Außenstehende wenig bewirken. Liebevoll besorgte Freunde beißen mit ihren Bemühungen auf Granit, flehentliche Argumente, das selbstschädigende Verhalten zu beenden, finden kein Gehör. Wie bei allen Süchten, ist der Versuch, den Betroffenen davon zu überzeugen, sich aus der ungesunden Beziehung zu befreien, ein nahezu hoffnungsloses Unterfangen. Doch wie kann Besessenheit offenbaren, wenn die Liebessüchtigen sie nicht sehen wollen?

  • Es ist am Ende so, dass sie erst in Momenten eigenen Zweifelns an die Beziehung kritische Meinungen zuzulassen und eine Veränderung in die eigene Hand nehmen, um Liebessucht zu überwinden.
  • Mit der Liebe zu einem Partner sollen alte Verletzungen heilen, Einsamkeit und innere Leere zugedeckt werden.
  • Starke Defizite sind am besten mit Hilfe von psychotherapeutische Unterstützung zu behandeln.
  • Weitere niedrigschwellige Angebote, um Liebessucht überwinden zu können, findet man in kirchlichen Beratungsangeboten wie der Diakonie oder Pro Familia.
  • Außerdem gibt es anonyme Seelsorge-Telefone und Selbsthilfegruppen, bei denen man Hilfe finden kann.

Um sich nicht wieder zu vergraben, ist es sehr empfehlenswert, die neue Erkenntnis über die eigene Liebessucht mit einer vertrauten Person im Freundeskreis zu besprechen. Es ist nie zu spät, alte Beziehungsmuster umzulernen.